Foča: Historisches Zentrum und Symbol der Widerstandskraft

 

Foča: Historisches Zentrum und Symbol der Widerstandskraft

Die ostbosnische Stadt Foča, eingebettet im Tal der Drina, ist ein Ort von historischer Tiefe und tragischer Zeitgeschichte. Als ehemaliger Handelsknotenpunkt zwischen Ragusa (Dubrovnik) und Konstantinopel prägte die osmanische Herrschaft ab dem 15. Jahrhundert das Stadtbild mit architektonischen Meisterwerken wie der Aladža-Moschee (1551), die als eine der schönsten Europas galt17. Unter dem Namen Herzegowinischer Sandschak wurde die Region zum Verwaltungszentrum, dessen kulturelles Erbe bis heute nachwirkt15.

Bevölkerung und demografischer Wandel

Vor dem Bosnienkrieg (1992–1995) war Foča eine multiethnische Gemeinschaft: Bei der Volkszählung 1991 stellten Bosniaken mit 51,58 % die Mehrheit, gefolgt von Serben (45,27 %)1. Die Stadt selbst hatte eine serbische Mehrheit (52,39 %), während in den umliegenden Dörfern Bosniaken dominierten. Der Krieg veränderte diese Struktur radikal – durch Vertreibungen und Gewalt sank der bosniakische Bevölkerungsanteil auf unter 7 % (2013), während serbische Zuwanderer aus anderen Landesteilen die heutige Demografie prägen13.

Kriegsverbrechen und Zerstörung

Im April 1992 geriet Foča unter Kontrolle bosnisch-serbischer Truppen. Systematische Vertreibungen, Massaker und die Zerstörung islamischer Kulturgüter folgten: Acht Moscheen, darunter die Aladža-Moschee, wurden gezielt gesprengt13. Die Stadt erhielt den Namen Srbinje („Ort der Serben“), der 2004 nach einem Gerichtsbeschluss rückgängig gemacht wurde1. Zeugenberichte und UN-Dokumente belegen sexualisierte Gewalt in Lagern sowie die Ermordung tausender Zivilisten24.

Wiederaufbau und aktuelle Herausforderungen

Seit dem Friedensabkommen von Dayton (1995) bemühen sich internationale Organisationen um die Rückkehr vertriebener Bosniaken. Trotz Wiederaufbauprojekten – wie der Rekonstruktion der Aladža-Moschee (abgeschlossen 2019)1 – bleibt die Situation angespannt: Arbeitslosigkeit und politische Spannungen behindern die Reintegration. Die serbisch-orthodoxe Kirche Hl. Sava, erbaut 2006–2012, symbolisiert die neue Machtdynamik13.

Tourismus und kulturelles Erbe

Fočas Umgebung lockt mit Naturschönheiten wie dem Sutjeska-Nationalpark und der Tara-Schlucht. Historische Stätten wie das Denkmal der Sutjeska-Schlacht (1943) und die osmanische Altstadt bieten Einblicke in die bewegte Vergangenheit57. Der Tourismus entwickelt sich langsam, bleibt aber ein Schlüssel für die wirtschaftliche Erholung.


Foča steht exemplarisch für Bosniens komplexe Identität – ein Ort, der trotz seiner Wunden Zeugnis von Resilienz und kultureller Vielfalt ablegt.

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