Sarajevo aus dem Bauch heraus – Wandern ohne Plan, aber mit Geschichte

Sarajevo aus dem Bauch heraus – Wandern ohne Plan, aber mit Geschichte

Ich bin geflogen – ganz real, kein Symbol, kein Traum. Abflug vom ruhigen Baden-Airpark, ein kleiner Flughafen, fast familiär. Mein Ziel: Sarajevo. Die Stadt, in der Minarette, Kirchtürme und Kuppeln um die Wette erzählen – das Jerusalem Europas. Ich wollte sie nicht analysieren, nicht durchplanen. Ich wollte sie spüren. Bosnien nicht als Ziel, sondern als Gefühl.

Ich liebe Baden Airpark: Klein, schnell, nah an Karlsruhe.


Gelandet bin ich erst abends, gegen 21.00. Schon beim Aussteigen dieser Geruch von feuchtem Stein und nassem Laub – der Balkan. Mein Taxi wartete, der Fahrer schweigsam, die Stadt draußen dämmrig, geheimnisvoll. Es ging direkt ins Courtyard Marriott Hotel, modern, sauber, funktional. Ich bekam meine Zimmerkarte und fiel wie ein Stein um 22.00 ins Bett. Kein Plan, kein Ziel. Nur mein Bauchgefühl sollte entscheiden.


Der Blick von der 7. Etage des Courtyard Marriott Hotels in Sarajevo.


Der Morgen danach.
Kein Frühstück, keine Eile – nur ein schwarzer Kaffee, still geschlürft an der Bar beim Empfang.
Draußen: ein Himmel wie Blei. Kühle Luft, schwer vom Echo der Vergangenheit.
Ich zog die Jacke enger. Keine Karte, kein Plan – nur Schritte.

Wohin?
Zum Fluss.
Die Miljacka – schmal, ruhig, aber mit Geschichten schwer wie Granit.
Ich ging flussaufwärts. Gegen die Strömung. Gegen das Erwartbare.

Und dann – nach kaum einer Viertelstunde – stand ich vor ihr:
Die Lateinerbrücke.
Zierlich, osmanisch, fast unscheinbar. Vier Bögen aus Stein.
Und doch: Hier – genau hier – fiel der erste Dominostein des 20. Jahrhunderts.

Gavrilo Princip. Ein junger Mann, kaum zwanzig.
Ein Schuss. Ein Thronfolger fällt.

Und Europa brennt... hier – genau hier also begann das 20. Jahrhundert. An diesem Ort erschoss Gavrilo Princip am 28. Juni 1914 den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand. Ein junger Mann, ein Schuss – und Europa ging in Flammen auf.

Hier also stand Gavrilo Princip und veränderte die Welt.


Heute? Ist Gavrilo Princip ein Held? Ein Terrorist? Oder ein getriebener Idealist? Die Meinungen in Sarajevo sind geteilt. An einer Marmorplatte steht sein Name. Keine großen Worte, nur ein Hinweis: Hier veränderte sich die Welt.

Ich blieb lange stehen. Vielleicht, weil dieser Ort mehr erzählt als jedes Museum.

Von dort führte mein Weg weiter – immer entlang der Miljacka, vorbei an bunten Fassaden, alten Moscheen, renovierten Altbauten, kleinen Cafés. Die Stadt verläuft eng zwischen den Hügeln, sie zieht sich wie ein Gedicht durch ein schmales Tal.

Meine Route für 90 Minuten Flusswanderung (einfach und zurück):

  • Start: Lateinerbrücke

  • Weiter zur Kaiserbrücke (Careva ćuprija) – die älteste Brücke der Stadt, erbaut im 16. Jahrhundert.

  • Am Nationalmuseum von Bosnien und Herzegowina vorbei, mit Blick auf das Holiday Inn Sarajevo – ein Symbol der Belagerung von 1992.

  • Kurze Pause im Veliki Park – die größte grüne Lunge der Innenstadt.

  • Wendepunkt: Die moderne Festina Lente-Brücke, ein architektonisches Highlight mit Symbolik für Balance und Geduld.

Dann ging ich denselben Weg zurück – aber wie immer ist der Rückweg ein anderer. Man sieht mehr, fühlt tiefer. Und Sarajevo? Hat mich nicht nur bewegt, sondern mitgezogen.

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